Reflecting Time Will Come

“A passionate, tumult-like time will throw everything about the heap. However, a reflective time transforms the strength statement into a dialectic trick: to let pass everything, but to take away from all craftily his meaning.”
second step to translate fragments of my essay about Kierkegaard from German to English:
“A passionate, tumultuous time will drag down everything. However a reflecting time will transform the expression of force into a dialectic feat: let exist everything, but cunningly deprive everything of its significance.” (me, writing a book review about the Danish philosopher Sören Kierkegaard)

via “PRESS THIS” Kierkegaard (en) « frizztext – little essays.
also more at http://www.amazon.com/review/R2T8FJF0N26XVA
+

Bobby Fischer (1943-2008)
chess photo by frizztext

Eine leidenschaftliche, tumultartige Zeit wird alles über den Haufen werfen. Eine reflektierende Zeit aber verwandelt die Kraftäußerung in ein dialektisches Kunststück: alles bestehen zu lassen, aber allem hinterlistig seine Bedeutung zu entziehen.” weiterlesen bei http://blogfrizz.wordpress.com/kierkegaard-de/ oder bei amazon, meine ausführliche Buch-Rezension: unter Pseudonym und doch nicht ohne Angst …
+

About frizztext

writer, photographer, guitarist

7 responses to “Reflecting Time Will Come

  1. die Schlusspassage, Ibn Warraq erwähnend, in meiner amazon-Rezension,

    Kierkegaard schrieb das meiste unter Pseudonym. Das gab es von Spinoza bis Ibn Warraq in der Geschichte der Philosophie betrüblich oft. Ohne den schützenden Deckmantel der Anonymität drohte einem allzu häufig das Schicksal eines Giordano Bruno oder Sokrates…

    fiel noch etwas anders aus als mein Essay auf BLOGFRIZZ:
    +
    Der Vater des Existentialismus, Sören Kierkegaard, hatte gefordert (seinerseits an Sokrates zurückerinnernd), es doch auch einmal mit Ironie zu versuchen. Kierkegaard experimentierte damit, ein erheblich mehr individualisiertes Lebenskonzept zu verwirklichen als es damals unter dem Horizont orthodoxer Frömmigkeit oder braver Staatsloyalität oder ehelicher Treue denkbar schien. Er benutzte sowohl die Form des philosophischen Essays als auch ausgedehnte literarische Exkurse sowie außerdem riskante Vermengungen mit seiner realen Lebenswirklichkeit, um sein Gedankengebäude voranzutreiben.

    Es wird kolportiert, Kierkegaard hätte einen dänischen Pfarrer bewundert, der seiner etwas zu emphatisch gefühlsbewegten Gemeinde zugerufen habe: “Weint nicht liebe Kinder, – es könnte doch auch alles gelogen sein!” Ein anderes anti-klerikales Statement Kierkegaards: “Man kann nicht von nichts leben. Das hört man so oft, besonders von Pfarrern. Und gerade den Pfarrern gelingt dieses Kunststück: Das Christentum ist gar nicht da – und dennoch leben sie davon.”

    Dies ist Kierkegaards typische Methode der ironischen Haltung, ein Verfahren, sich wirksam vom umgebenden sozialen Milieu zu distanzieren. Die Dissertation des berühmten dänischen Philosophen trug den Titel “Über den Begriff der Ironie – mit ständigem Hinsehen auf Sokrates”, bzw. nein, den Titel hatte sie nicht, sondern: “Om Begrebet Ironi med stadigt Hensyn til Socrates…” Die XV. und letzte These seiner vor den Universitätsgremien abzuleistenden Disputation lautete: “Ut a dubitatione philosophia, sic ab ironia vita digna, quae humana vocetur, incipit.” Für uns Deutsche: “Ebenso wie die Philosophie mit dem Zweifel, ebenso beginnt ein Leben, das menschenwürdig genannt werden kann, mit der Ironie.”

    Französische Philosophen wie Jacques Derrida und andere Dekonstruktivisten haben Kierkegaard zu ihrem Lieblingsphilosophen erkoren. Formaler, hölzerner Denk- und Schreibstil war für Kierkegaard eine Grässlichkeit, ob er nun durch eine christlich-konservative Predigt stelzt oder sich in staatlichen Erlassen selbstgefällig gebärdet oder unter Universitätstalaren hervorstaubt – wie zum Beispiel bei Georg W.F. Hegel. Kierkegaard, der in Berlin dessen philosophische Vorlesungen besuchte, hasste es zum “Hegelianischen Idioten” zu degenerieren – wie wohl manch einer seiner Mitstudenten. Kierkegaard resümierte: “Eine leidenschaftliche, tumultartige Zeit wird alles über den Haufen werfen. Eine reflektierende Zeit aber verwandelt die Kraftäußerung in ein dialektisches Kunststück: alles bestehen zu lassen, aber allem hinterlistig seine Bedeutung zu entziehen.”

    Erst im 20. Jahrhundert entpuppte sich wirklich unübersehbar deutlich das menschenverachtende Element der großen Denksysteme. Ob Marxismus oder Nationalsozialismus, es schien geraten, eher dem einzelnen zu trauen als den indoktrinierten Massen und ihrem degenerierten Gehabe. Natürlich war es immer Ziel einer politischen Kaste, jedes einzelne Erkenntnisbemühen als gemeinschaftsfeindlich zu diskriminieren, ja zu kriminalisieren. Systemgegner hatten wenig zu lachen, wie in allen Zeiten, unter Stalin oder Hitler allerdings ganz besonders.

    100 Jahre bereits vor solchen katastrophalen Stabilisierungen falschen Denkens warnte Kierkegaard vor Fehlentwicklungen – schlichtweg genial. Er vermittelte den Gebildeten und Lesefähigen das Selbstbewusstsein, ein Recht zu besitzen darauf, öffentliche Vorgänge stets einer individuellen, intrapersonalen Zensurinstanz vorlegen zu dürfen – und die Ergebnisse, allen bedrohlichen und einschüchternden Vorschriften von “Political Correctness” zum Trotz, auch unbeirrt vorzutragen.

    Diese Form von Extrem-Individualismus, so nützlich sie sein mag, sie behinderte andererseits wohl bei Sören K. die Ausformung eines zufriedenstellenden sexuellen Verhaltensspektrums. Er wurde seine Angst nicht los, eventuell erstickend sich zu verheddern in der Beziehung zu seiner langjährigen Verlobten Regine Olsen. Die gab schließlich irgendwann entnervt auf und suchte sich einen anderen. Ersatzweise vertiefte sich Kierkegaard gern und allzu oft in die Lektüre des “Don Juan” und schuf dementsprechend gefärbt sein Hauptwerk “Entweder – Oder” (Hü oder Hott oder gar nicht). Besuchte Kierkegaard Prostituierte?

    Joakim Garff, Professor am “Sören Kierkegaard Forschungszentrum” an der Universität von Kopenhagen, muss sich leider diesbezüglich auch nur mit Spekulationen zufrieden geben. Kierkegaards Vater war ein vom Alten Testament fundamental beeinflusster Streng-Christ. Offensichtlich etwas zu häufig labte er sich vor seinem Sohn darin, Sünde und Erbschuld, Gehorsam und Strafe darzustellen. In seiner Publikation über das “Konzept Angst” begrüßt Kierkegaard Angst als kreatives, Freiheit mit-erzeugendes Element in jeder menschlichen Existenz – wie es später Heidegger in “Sein und Zeit” auch ausführen würde.

    Keine wirkliche Unabhängigkeit ohne das begleitende, verunsichernde Gefühl, womöglich doch alles falsch anzufassen. Die Angst, bestraft zu werden, ist die nicht zu umgehende Basis des freien Willens und des Mutes, dennoch Entscheidungen zu treffen. Nicht nur moderne Psychologen haben das zu vermitteln, wenn sie die Kraft voranzugehen an depressive Patienten weitergeben wollen; in der Geschichte der Philosophie mühte sich besonders Nietzsche damit ab (sich ebenfalls gegen Hegel wendend), ein vergleichbares Niveau wie Kierkegaard zu erklettern – und überstieg es eventuell sogar in seiner “Genealogie der Moral”. Auch er, riskant mit dem Konstrukt eines Übermenschen herumfuchtelnd, verließ schnöde den sicheren Boden des eingeführten Christentums.

    “Wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht rettete ich mein Leben durch Erzählen, das heißt durch literarisches Produzieren. Schwere Melancholie, inneres Leiden, alles konnte ich meistern – wenn ich nur etwas schreiben durfte. Misshandlungen, welche andere Leute um den Verstand gebracht hätten – mich machten sie nur umso produktiver”, notierte Kierkegaard, der sich wohl stets etwas mehr als Poet denn als Philosoph empfand.

    Sein Horror vor der zwingenden, immer mehr vom Journalismus multiplizierten Gleichmacherei allen Urteilens, – dieser Schrecken zeigte sich in Formulierungen wie: “Die Menge ist die Unwahrheit…” “An die Kategorie DER EINZELNE ist meine etwaige Bedeutung geknüpft. Ich erkannte es als meine Aufgabe, darauf aufmerksam zu machen.” Kierkegaard hatte in der Tat (eher: spöttischen Tatenlosigkeit) den Mut, sich zurückwerfen zu lassen auf ein höchst subjektives, von nicht sonderlich viel Außenbeifall begleitetes und zuweilen verzweifelt einsames Urteilen. Auf der Rückseite der Medaille spielten sich nervöse Zänkereien zwischen Kierkegaard und der örtlichen Presse, dem Kopenhagener “Korsar”, seinen Kolumnisten und Karikaturisten ab. Was könnte man hierzu Ironisches beitragen? Kierkegaard vermerkte dialektisch fast besser als Hegel:

    “Wie vielleicht manche Sache verloren ging, weil der Beistand der Welt ausblieb, so wurde auch manche Sache verdorben, weil die Welt (Hinz und Kunz) mithelfen durfte.”

    Kierkegaard starb mit 42 Jahren, fiel tot auf der Straße um, exakt in dem Moment, als das vom Vater ererbte Geld aufgebraucht war. Kierkegaards tapfere anfängliche Ironie war im zunehmenden Lauf seines Lebens von einer leider noch viel beharrlicheren Angst vor allem und jedem besiegt worden. “In einem jeden Zustand ist die Möglichkeit gegenwärtig und insofern die Angst…” Kierkegaard war wohl kein Tatmensch wie Hemingway, aber er war ein zutiefst dynamischer Denker, einer der wichtigsten Starter modernen Weltbewusstseins.

    Kierkegaard schrieb das meiste unter Pseudonym. Das gab es von Spinoza bis Ibn Warraq in der Geschichte der Philosophie betrüblich oft. Ohne den schützenden Deckmantel der Anonymität drohte einem allzu häufig das Schicksal eines Giordano Bruno oder Sokrates…

    Like

  2. Very interesting post… a translation would help us grasp the contents. 🙂
    Thanks,
    Eliz

    Like

  3. the translation, dear Eliz:
    visit also my amazon book review at
    http://www.amazon.com/review/R2T8FJF0N26XVA
    +
    The father of existentialism, Sören Kierkegaard, had demanded (for his part back-reminding of Socrates), to try it nevertheless once with irony. Kierkegaard experimented to realize a clearly more individual life concept than it came (at that time) into the horizon of the orthodox piety or devotion to the state or the usual marriage loyalty. He used philosophical statements, long literature tours and risky own-life entanglements to develop his thoughts. ANTI-CLERICAL: It has been told, that Kierkegaard admired a Danish clergyman, who shouted to his (a little bit too much affected) congregation: “do not cry, dear children, – it could be lied everything!” Another anti-clerical statement of S.K.: “You cannot live on nothing, it is often told, particularly of ministers and precisely the clergymen succeed this feat: not at all there is any Christianity – and they live nevertheless on it.” This is Kierkegaard’s typical method of irony, a method of producing distance against the usual social milieu. IRONY: “The Concept of Irony, with Continual Reference to Socrates” was the title of Kierkegaard’s dissertation (1841), no, it had not this title, but: “Om Begrebet Ironi med Stadigt Hensyn til Socrates…” DECONSTRUCTION: The XV. and last thesis read: “ut a dubitatione philosophia, sic ab ironia vita digna, quae humana vocetur, incipit.” “Just like philosophy begins with the doubt, equally live (an existence, you can call dignified) begins with the irony.” French philosophers like Jacques Derrida and other deconstructionists have claimed Kierkegaard as their hero. DOGMATISM: Formal, turgid style was an atrocity for Kierkegaard, neither it was placed in a sermon by Christian dogmatics nor in state philosophy – as declaimed by the German Georg W.F. Hegel. Kierkegaard, listening in Berlin to his philosophy, hated to be a “Hegelian fool.” He wrote: “A passionate, tumultuous time will drag down everything. However a reflecting time will transform the expression of force into a dialectic feat: let exist everything, but cunningly deprive everything of its significance.” Only in 20th century developed the large systems, Marxism, Fascism, which suppressed the individual and made personal statements suspicious. Kierkegaard a hundred years before brought the idea into the daily consciousness of humans, that the individual has the right to be a censorship instance against church, state, ordered political correctness. DON JUAN: This sort of extreme individualism hindered Kierkegaard’s sexuality. He feared to make solid obligations with his fiancée Regine Olsen. Instead he liked to read the story of Don Juan – and wrote the famous “Either-Or”. Did Kierkegaard visit prostitutes? Biographer Joakim Garff, associate professor at the Sören Kierkegaard Research Center at the University of Copenhagen, – he has no chance than to speculate. SIN and ANXIETY: Kierkegaard’s father had been an orthodox Christian dogmatist. Apparently too often he made sermons about sin to his son. In “The Concept of Anxiety” Kierkegaard accepts anxiety (later Heidegger’s ANGST in “Being and Time”) as a creative, liberty starting element in every human beings existence. No independence without the deep anxiety, to make all things wrong. The fear of getting punished is the basis of the free will and the power to make decisions nevertheless. Not only modern psychologists have to tell that, giving depressed searchers the strength to go on, in philosophy Nietzsche, struggling against Hegel alike Kierkegaard, had to reach the same level as the Danish thinker. Nietzsche wrote “Genealogy of Morals”, leaving the secure ground of Christianity as well. LITERATURE: “Equal a princess in a “1001 night”-story I saved live by narrating, i.e. by producing dazzling literary work. Tremendous heavy melancholy, inside suffer, everything I could master – if I was allowed to produce. Ill treatment, abuse, which would have made another unproductive – these things made me only more productively…” K. noted, who experienced himself maybe more as poet than as philosopher. JOURNALISM: His horror of the compelling journalism, which multiplied the consent of all meaning, – this fright brought him to write: “The multitude of crowd is the untruth.” “To draw the attention to the category of the individual, that is the main achievement and significance of my lifelong work. I recognized it as my task to make attentive on it.” Kierkegaard was encouraged enough, to throw himself back to a most subjective, occasionally despairing lonely sort of giving one’s opinion, naturally not accompanied by much external applause. In the contrary: He had some disastrous sparring with his critics, especially with the journalists and cartoonists working for the Copenhagen newspaper “The Corsair.” How to make irony on this topic? Kierkegaard wrote: “As perhaps some thing was lost, because an assisting world was missing, then on the other hand some thing was spoiled, because the whole world was allowed to help.” MONEY: Kierkegaard died aged 42, exactly in the same moment, as the money which he inherited from his father was used up. His courageous irony died in the nervous run of his relatively short life, defeated by an unfortunately much bigger, always persistent anxiety. He certainly was not a man of action like Hemingway. But he was a moving and thought provoking writer, an excellent starter of a modern way of feeling, reacting and ideological whistle-blowing …

    Like

  4. Pingback: Reflecting Time Will Come | thewikipress.com

  5. Pingback: red army vs. white army « Flickr Comments

Hearing from you makes my day!

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Twitter picture

You are commenting using your Twitter account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

%d bloggers like this: